Gibt man in die Suchmaschinen die Stichworte „Genossenschaften“ und „Breitband“ ein, erkennt man sofort, dass es in Deutschland schon eine Vielzahl von kommunalen Initiativen gibt, um mit Bürger-Engagement die Voraussetzungen für eine moderne Kommunikations-Infrastruktur zu schaffen. Beispielhaft sei hier nur Ruppertshofen genannt. Spätestens in zwölf Monaten will man die Voraussetzungen für einen blitzschnellen Datentransfer schaffen, wie die Rems-Zeitung berichtet:
„Schnelles Internet ist nicht nur ein Anliegen von immer mehr Bürgern. sondern ein echter Standortvorteil für eine Kommune. Es ging in Ruppertshofen darum, einen ausgelagerten Knotenpunkt für einen Anschluss ans nächstgelegene Breitbandkabel nahe Spraitbach zu schaffen, weil die Gemeinde bislang im Schatten von Internet-Hochleistungsverbindungen lag. Hauptverbündeter der Bürgerinitiative und der Gemeindeverwaltung wurde Franz Frauenhoffer mit seiner gleichnamigen Verbindung. Auch bei der gestrigen Beschwörung des hochtechnologischen Gemeinschaftsgeistes und Bürgersinns erwies sich der Kämpfer als Motivator. Das Prinzip: Genossenschaftliche Strukturen schaffen und Spenden sammeln, um damit die Netzbetreiber anzutreiben.“
Interessant ist auch das Projekt in Herrieden:
Das Ganze ist löblich und vorbildhaft. Was fehlt, ist eine netzpolitische Agenda, die gemeinsam von Bund und Ländern getragen werden muss. Auf dem nächsten Breitbandgipfel von Kanzlerin Merkel sollte dieser Punkt auf der Tagesordnung ganz oben stehen.
Um alle Haushalte in Deutschland mit Glasfaserkabel für den Empfang von schnellem Internet zu versorgen, rechnen Experten mit Investitionen von 70 bis 80 Milliarden. Beim Breitbandausbau rutschen wir im internationalen Maßstab immer mehr ab und liegen nur noch auf dem 40. Platz – Tendenz sinkend. Von den Netzbetreibern ist das nicht zu finanzieren. Man braucht rund 40 Jahre für die Refinanzierung. Im schnelllebigen Technologiegeschäft ist das nicht zu stemmen. Der Staat kann aus europarechtlichen Gründen als Investor nicht einspringen. Deshalb halte ich die Genossenschafts-Idee für den besten und schnellsten Weg, einen weiteren Abstieg als vernetzte Ökononomie zu verhindern.
Grob über den Daumen geschätzt hat man in Deutschland 40 Millionen Erwerbstätige. Wenn man die Gesamtsumme von 80 Milliarden Euro durch 40 Millionen teilt, kommt man auf 2000 Euro. Ich würde diesen Betrag investieren. Damit hätte ich einen Anteil an einer breitbandigen Infrastruktur. Damit hätte ich die Sicherheit, vorausgesetzt man findet genügend Mitstreiter, dass es in den nächsten zwei bis drei Jahren auch wirklich flächendeckend ausgebaut würde. Ich hätte dann Breitband bei mir in der Wohnung, mit der ganzen Zukunftsperspektive, die es bietet. Ich wäre dann Eigentümer und könnte über Geschäftsmodelle nachdenken, wie man eine solide Rendite machen kann. Wir brauchen Raiffeisen, um den Breitbandausbau nach vorne zu bringen!
Als Miteigentümer des Netzes ist man eher bereit, den Ausbau politisch mitzutragen. Entscheidend ist das dezentrale Investment. Zudem müsse nicht die gesamte Summe über Genossenschaften finanziert werden. Die großen Netzbetreiber sind jetzt schon dabei, kräftig für den Breitbandausbau zu finanzieren. Insofern könnte man eine gute Lastenteilung organisieren. Das Ziel der Bundesregierung ist es, bis 2018 den flächendeckenden Breitbandausbau zu realisieren. Ohne dezentrale Initiativen ist das nicht zu erreichen.
Was bislang in der Berliner Politik diskutiert wird, hat mit schnellem Internet und Breitbandausbau nicht viel zu tun: Da geht es eher um die Nutzung der installierten Kupferleitungen auf der letzten Meile für ein bisschen schnelleres xDSL. Das trifft nicht den Kern der Sache. Glasfaser in jede Wohnung muss das Motto sein.
Dabei ist es für viele Themen unabdingbar, die Digitalisierung über schnelle Internetverbindungen voranzutreiben. Etwa bei der Energiewende. Man kann auch beides kombinieren. Wenn man bei dem einen über genossenschaftliche Konzepte nachdenkt, warum dann nicht auch bei dem anderen. Bei der Energiewende geht es ja gerade um die Dezentralisierung. Übrigens sollte sich vielleicht auch der nächste IT-Gipfel mit diesem Thema beschäftigen.